Einige Anmerkungen zur Gründerzeit, zur „Neuen Gründerzeit“ und Zielen, Zwängen, Trends.

EINLEITUNG

Dichte wird in der Planung allgemein definiert als Anzahl der Personen, Sachen oder Vorgänge je
Fläche-, Raum oder sonstiger Einheit eines bestimmten Gebietes. Das klingt nicht sehr ermutigend? Vielleicht sollte die Betrachtung deshalb praktischer begonnen werden? Oder gar mit einer Betrachtung der Wiener Stadtentwicklung und deren dominanter Strukturen und Prozesse? Diesen Weg schlage ich vor.
Denn die Erkenntnis, daß Urbanität nicht eigentlich planbar ist, daß sie – unter entsprechenden Voraussetzungen – in Abhängigkeit von Anforderungen der Gesellschaft als Funktion der Zeit entsteht, hat weitreichende Konsequenzen für die Planung: Wenn wir für die Ganzheitlichkeit von Problemen planen wollen, müssen wir lernen, mit Selektivität und Wechselwirkungen umzugehen; Problemidentifikation, Zielbildung, Mittelwahl und Problemlösung sind miteinander verbundene und nicht trennbare Aktivitäten eines Planungsprozesses sind.

ZUR GRÜNDERZEIT

In einer Gründerzeit, in der die Wohnbaufinanzierung fast ausschließlich aus privaten Ersparnissen und den Mitteln des Kapitalmarktes gespeist wurde, erfolgte die Förderung des privaten Wohnbaus durch den Staat auf dem Wege über Steuerbegünstigungen und Steuerfreijahre. Diese schon in alten Zeiten angewandten Mittel zur Heranziehung von Siedlern bzw. zur Ankurbelung der Bautätigkeit bewährten sich auch in der Gründerzeit. Der Auftrieb der Bautätigkeit beruhte zu einem guten Teil auf einer 1859 gewährten Steuerbefreiung auf 18 Jahre für Häuser, die innerhalb der nächsten fünf Jahre vollendet wurden, und von 15 Jahren für die binnen einem Jahrzehnt fertiggestellten Wohnbauten. Den Neubauten auf dem ehemaligen Glacis wurde darüber hinaus eine besondere 25- bis 30-jährige Steuerbefreiung gewährt. Als repräsentativ für die großen Baugesellschaften kann die Wiener Baugesellschaft gelten. Im geschlossenen Stadtkern gingen rund 750 Bauparzellen und einschließlich des offenen Stadtrandes eine Fläche von 120 ha – größer ist als der 8. Bezirk- durch die Hände der Gesellschaft. Insgesamt wurden von der Gesellschaft in diesem Zeitraum nur 127 Häuser erbaut.
Hauptgeschäftsfeld der über enormes Kapital verfügenden wenigen Gesellschaften war der Ankauf von Grundstücken und der Abbruch von Altbauten und der Verkauf nach der Parzellierung. Gebaut wurden meist von kleinen Baumeistern. „Grundformen“ wurden immer wieder verwendet, doch nur selten mehr als ein Häuserblock oder eine kurze Straße von einem Baumeister in einem Zuge erbaut. Das Rasterschema der Straßen täuscht daher einen Grad von Regelmäßigkeit vor, der in der inneren Gestaltung der einzelnen Häuser zumindest in der Hochgründerzeit noch nicht bestand.
Regelnde Eingriffe der öffentlichen Hand sind die Bauordnungen und die Stadtregulierung.
Die Bauordnungen wurden von entscheidendem Einfluß auf die Gestaltung der Stadt, nicht nur in Bezug auf ihre formale, sondern auch im Hinblick auf ihre funktionale Differenzierung.
Nach der ersten Stadterweiterung wurde 1859 eine neue Bauordnung für die Altstadt und die 1850 eingemeindeten Vorstädte erlassen, die einem rein formalen Ordnungsprinzip folgend, für die neuen Straßen eine Mindestbreite von acht Klaftern und eine maximale Gebäudehöhe von dreizehn Klaftern vorschrieb. Eine wichtige Rolle spielte die Bestimmung, daß die Straßenzüge möglichst geradlinig angelegt werden sollten. Weder topographisch noch funktionelle Gesichtspunkte fanden Berücksichtigung. So wurde die Anlage von Favoriten und der Brigittenau von Van der Nüll und Siccardsburg bzw. Förster, dem Rasterprinzip folgend, projektiert, aber weniger schematisch verwirklicht. Abweichend von den Planungen der Biedermeierzeit in den Vorstädten, sah man wenige öffentliche Plätze, dafür aber durchwegs verhältnismäßig breite Straßen vor, ohne noch an eine funktionelle Differenzierung zu denken. Diesen Vorbildern entsprechend, wurde das Schachbrett auch zur Grundlage der meist von Privatarchitekten und Geometern durchgeführten Parzellierungen in den westlichen Vororten, von Meidling bis Währung. In den Vorstädten schuf man dagegen schon in der Hochgründerzeit zahlreiche Straßendurchbrüche, um dem Ideal eines Rasterschemas näher zu kommen. Erste Ansätze einer Grünflächenpolitik zeichneten sich ab, wenn die Gemeinde Parkanlagen des Adels aufkaufte (z. B. Esterhazy, Schönborn) und in öffentliche Grünflächen verwandelte oder beim Abreißen von Kasernen und der Aufparzellierung ihres Geländes einen oder mehrere Baublöcke für Grünanlagen vorbehielt. Damit wurde dem Vorbild der großen historischen Wachstumsperioden mit Reformwillen entsprochen, die städtebauliche Entwicklung sehr stark über die Freiraumplanung definiert.
Die Bauordnung von 1883 stellte einen verpflichtenden Bezug zwischen Straßenbreite und Häuserhöhe her und führte zu einer generellen Verbreiterung der Straßen. Ihre in der Grundhaltung wenig veränderte Novellierung 1893 umfaßte bereits die inzwischen eingemeindeten westlichen Vororte Wiens. Erstmals wurde nun ein Bauzonenplan erstellt. Er sah die grobe funktionelle Gliederung der Stadt in Gebiete vorherrschender Wohn- bzw. Industrienutzung vor und berücksichtigte eine Industriezone im Süden – von der Südbahntrasse bis zum Donaukanal – und eine im Norden – beiderseits des Donaukanals. Diese Ausgliederung wurde durch Begünstigungen und Verbote unterbaut und hat dazu beigetragen, ein Weitergreifen der Industrialisierung in manchen westlichen Stadtrandgebieten zu verhindern.
Gleichzeitig mit dieser ersten funktionellen Gliederung nahm man eine Zonierung der Stadt nach der Gebäudehöhe vor. Fünf Geschoße waren in der Innenstadt, den ehemaligen Vorstädten und in dem Teil des Bezirkes Favoriten zugelassen, der auf der alten Vorstadtgemarkung der Wieden erwachsen war, vier Geschoße in den westlichen Vororten bis knapp über die Vorortelinie hinaus. Jenseits derselben sollte vor allem im Nordwesten die offene Verbauung herrschen bzw. durften maximal dreigeschossige Häuser errichtet werden.
Dichte war Folge dieser Regeln, war nicht Ziel, sondern Ergebnis eines „Prozesses“.
Die Wohn-Bauleistung erreicht in Wien in der Gründerzeit bis zu 13 000 Wohnungen pro Jahr, die Einwohnerzahl steigt in der Frühgründerzeit um jeweils ca 2,2% jährlich von 440 000 auf 840 000 um ca 2,3% in der Hochgründerzeit 1870 und auf 1 340 000 um ca 2% in der Spätgründerzeit, und bis 1910 auf 2 000 000 um ca 1,4% und 1918 auf 2 240 000.
DICHTE-BEISPIELE, eine Zufalls-Auswahl.

Adresse Bauzeit netto-Dichte Quelle Nr
Grünangergasse vor 1800 4.12 MA 18/Kleindienst 1
Textilviertel Gründerzeit 3,96 2
Vorgartenstraße 1959-68 1,58 4
Linke Wienzeile Vorgründerzeit 2,60 7
Spittelberg Vorgründerzeit 2,52 8
A. Hansson West 1947-55 0,37 12
A. Hansson Nord 1962 0,52 13
K Wrba-Hof 1978-83 1,62 15
G Washington Hof 1927 0,72 17
Am Schöpfwerk 1980 1,65 18
Hietzinger Cottage ab 1880 0,92 21
Weiglgasse 1976-80 3,2 25
Thaliastraße Gründerzeit 2,54 27
Weinberggasse ab 1984 1,53 31
Mitterhofergasse 1974-78 1,51 41
Trabrenngründe 1973-1977 1,68 45
Alt Erlaa 1973-85 2,38 55
Rennweg bis 1995 2,46 eigene Erhebung
Leberberg, gesamt 1996-1998 2,01 eigene Erhebung
Leberberg, Bauplatzbezug 1996-1998 3,02 eigene Erhebung
Wohnen/Remise 2000 3,33 MA 18/ Kuzmich, unveröffentlicht
Wohnpark Kornhäusl 1996 3,99 MA 18/ Kuzmich, unveröffentlicht
Handelskai/F. Engelsplatz 1997 6,04 MA 18/ Kuzmich, unveröffentlicht
Frauenwerkstatt 1997 1,88 MA 18/ Kuzmich, unveröffentlicht
Sun City 1996/1997 1,62 eigene Erhebung
Sun City, Einzel-Bauplätze 1996/1997 2,25 eigene Erhebung

TRENDS

Die Ansprüche an das Wohnen entwickeln sich stark auseinander, nach Lebensstil und Leistbarkeit. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist seit 1890 bis 1990 um 30% gestiegen, die
vergleichbaren jährlichen Arbeitsstunden – bezogen auf die durchschnittlichen Gesamtlebensstunden sind von 30 % auf 14% gesunken. „Standards“ z.B. die Ausstattung betreffend, sind wesentlich höher geworden, zB Schall- und Wärmeschutz / Massnahmen für Behinderte / Erhöhung der Stellplatzzahl um 30 %. Verstärkte Verrechtlichung und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei Planung und Ausführung führen nicht nur zu überproportionalem Aufwand, sondern beeinträchtigen grundsätzliche wirtschaftpolitische Entscheidungen, wie z.B. die Standortwahl internationaler Unternehmen, usw.
„Technisierung“ ist immer weniger geeignet, dem sich stärker abzeichnenden Wertewandel, vor allem in Hinblick auf „Lebensqualität“ , zu entsprechen.
Ortsveränderungen nehmen zu, sowohl durch Wanderung wie durch Platzwechsel.
Änderungen in der Einkommenslage (Aufstieg – Abstieg) wie in der Haushaltsstruktur (Partnerwechsel, Wegzug der Kinder) verstärken die Tendenzen zum Wohnungswechsel.
Die Nachfrage nach flexiblem Wohnungsangebot wächst.
Die Landwirtschaft in Europa und die Österreichs ändert sich möglicher Weise bei zunehmender Annäherung Österreichs an den europäischen Markt dramatisch, gewaltige Überproduktion kann nur durch gigantische Stützungsmaßnahmen abgegolten werden. Und für Wien stellt sich dabei noch die besondere Frage: Ist der städtische Raum tatsächlich der geeignete Ort, um auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Produktion sensationelle Erfolgszahlen zu liefern? Um nur eine davon zu nennen: Im Jahr 1986 wurde allein bei Brotgetreide in Wien dreimal mehr produziert als Salzburg, Tirol und Vorarlberg zusammen. Wenn man noch dazu bedenkt, daß dies alles in einer nahezu zur Gänze „ausgeräumten Landschaft“, wo kein Platz mehr für Bäume, Sträucher und Ackerraine ist, daß weiters diese Produktionszahlen nur aufgrund eines gigantischen Einsatzes der Chemie zustande gebracht werden, wird verständlich, daß die Diskussion um die Landwirtschaft in der Stadt zu recht geführt wird. Wir müssen davon ausgehen, daß die Landwirtschaft in Wien in der Form, wie sie heute betrieben wird, nicht mehr länger aufrechtzuerhalten ist. Zukunftsweisende Konzepte für die Landwirtschaft in der Stadt sind auch Konzepte, die künftige Formen der Urbanität und auch Dichte betreffen.
Angesichts der ökologischen Grenzen ist die Stadt als Ort, wo die Unabhängigkeit von Natur gelebt werden kann, nicht mehr verallgemeinerbar.
Damit ist ein erstes Stichwort für eine neue Urbanität genannt: Polyzentralität.
Ein zweites Stichwort: die Idee der Überwindung des Stadt-Land-Gegensatzes. Allerdings stellt sich diese Aufgabe heute weit radikaler als Forderung nach der Versöhnung der städtischen Lebensweise mit der Natur. Die Stadt ist gegen die Natur entstanden. Mit der ökologischen Problematik ist das traditionelle Verhältnis von Stadt und Natur als Gegeneinander und Beherrschung in Frage gestellt.
Ein drittes Stichwort betrifft die sozialräumliche Struktur der multi-kulturellen Stadt. Die Stadt war immer Ort der Begegnung mit dem Fremden. Angesichts der zu erwartenden Zuwanderung nach Westeuropa wird sie es in Zukunft um so mehr sein. Eine Stadt, in der die Angehörigen verschiedener Kulturen zusammenleben, wird wahrscheinlich nicht kleinräumig sozial gemischt sein. Sie wird eher durch Segregation gekennzeichnet sein; nicht durch erzwungene Segregation, die durch ökonomische Zwänge des Marktes und durch soziale Diskriminierung zustandegekommen ist, sondern hoffentlich durch freiwillige Segregation.
Viertes Stichwort: das Verhältnis von Wohnen und Arbeiten und damit die raum-zeitliche Struktur der Stadt ändert sich, die städtische Lebensweise beinhaltet auch Emanzipation von den Zeitstrukturen der Natur. An ihre Stelle sind sozial strukturierte Zeitformen getreten.
Fünftens geht es um die Rückgewinnung des öffentlichen Raums, zunächst gegen seine Okkupation durch den Verkehr. Aber es geht um mehr. Einmal um die rechtliche Verfügung. Öffentlicher Raum kann niemals Raum sein, der unter privater Verfügungsgewalt steht. Damit nämlich wäre prinzipiell die Möglichkeit gegeben, bestimmte Gruppen willkürlich auszuschließen. Deshalb sind z.B. moderne lndoor-Einkaufszentren im Gegensatz zu einer Einkaufsstraße kein öffentlicher Raum.
Ferner geht es um möglichst kleinteilige Mischung der Funktionen. Ein vielfältig genutzter Raum ist öffentlicher als monofunktionale Räume. Zwar sind es schwer steuerbare, vor allem ökonomische Trends, die die Entmischung der Funktionen bedingen. Trotzdem kann Vielfalt stadtpolitisch gefördert werden.
„Urbanität“ ist mit diesen Stichworten nicht zureichend beschrieben. Eine urbane Stadt ohne soziale Gerechtigkeit, politische Gleichheit, die Vergegenwärtigung von Geschichte, Versöhnung mit der Natur und ohne das Offenhalten von Widersprüchen, kurz, ohne eine utopische Perspektive, ist keine urbane Stadt. Eine Utopie aber kann man nicht bauen: die Elemente einer neuen Urbanität sind nur teilweise durch Planung und Stadtpolitik beeinflußbar.
ZUR BEWERTUNG?
Die „Neue Gründerzeit“ nähert sich ihrem Ende. Die jährliche Wohnbauleistung übertraf die Gründerzeit, bei Berücksichtigung der Geschossflächen. Die technischen Standards sind vergleichsweise hoch. Dichte-Vergleiche zeigen, dass -unabhängig vom Bauträger- die Ausnutzung der Bauplätze „über Jahrhunderte hinweg“ stark schwankt, aber lagebezogen und situationsbezogen vergleichbar hoch ist.
Die Analyse der aktuellen Wohnungsnachfrage lässt den Schluss zu, dass Wohnungen in Gebieten hoher Neubau-Dichte weniger nachgefragt sind.
Weniger die Bewertung konkreter Projektplanung und Bauleistungen als die Einleitung und Erreichung qualitativ – strategischer Ziele werden deshalb möglicherweise die historische Bewertung der „Neuen Gründerzeit“ relativieren und Masstab für künftige Massnahmen sein. Abgehend von klar definierten Funktionen, Dichtewerten und andere quantifizierbaren Größen als Maßstab großstädtischer Ordnung rückt das qualitative Moment in den Vordergrund: die Beschreibung von Urbanität als vielschichtiger, nur schwer quantifizier- und planbarer Zustand.
„Urbanität“ – ein Resume: Der Begriff ist also weder eindeutig zu definieren, noch lassen sich exakte planungspraktische Anweisungen ableiten. Eine handhabbare Definition von Urbanität verbietet sich. Soweit sich einzelne Elemente von Urbanität definieren lassen, sind sie offenkundig weit jenseits dessen, was Städtebau, Stadtplanung und Stadtpolitik herstellen können.
Raumstrukturell kann also eine künftige Urbanität auch oder eher den Charakter verstädterter Landschaft, von Stadt-Land haben?
DAS WÜRDE NEUE KOOPERATIONEN, NEUE BÜNDNISSE, NEUE STRATEGIEN ERFORDERN.

DEFINITIONEN

Urbanität.
In der sozialwissenschaftlichen Literatur lassen sich fünf Ansätze zur Definition von Urbanität unterscheiden: die der Chicagoer Schule der Sozialökologie,,als eine relativ große, dicht besiedelte und dauerhafte Niederlassung gesellschaftlich heterogener Individuen“ (Wirth); die funktionale Definition: Urbane Qualität bemißt sich daran, inwieweit in einer Stadt alle Funktionen – Arbeiten, Wohnen, Verkehr und Erholung -entsprechend dem Grad ihrer gesellschaftlichen Differenzierung präsent sind und wie sie einander im Gefüge der Stadt zugeordnet werden. Die sozialpsychologische Definition macht die Dialektik von Privatheit und Öffentlichkeit zum zentralen Kriterium. Je stärker Polarität und Wechselbeziehung zwischen öffentlicher und privater Sphäre sich ausprägen, desto „städtischer ist, soziologisch gesehen, das Leben einer Ansiedlung“ (Bahrdt).
Die politische Definition von Urbanität: ,,Die Tugend des tätigen Einsatzes für das Wohl von Stadt und Staat, ohne die keine Urbanität besteht“ und den ,,Adel von Bildung und Leistung und Geist“, bei Bindung an Demokratie, an Bildung und Leistung als den zentralen statusbestimmten Merkmalen im Unterschied zur Herkunft, also an die Emanzipation des Bürgertums. Die urbane Stadt als Ort der Emanzipation. Jeder dieser Ansätze betont eine andere, aber gleichermaßen notwendige Dimension. Dennoch ergibt ihre Addition keinen hinreichenden Begriff von Urbanität. Ein Typus von Einwänden behauptet, Urbanität selbst sei historisch erschöpft: Jede kritische Idee, jede Utopie braucht einen sozialen Träger, wenn sie mehr sein soll als moralischer Appell. Urbanität aber hat ihre sozialen Träger verloren. Das ökonomisch selbständige Bürgertum und das klassenbewußte Proletariat hatten ihren Ort in der Stadt und waren die Träger einer urbanen Utopie. Beide sind verschwunden.
Zur Dichte: Die Angaben der Tabellen beziehen sich auf die netto GFD – netto Geschossflächen-Dichte, die angibt, mit wievielen Geschossen die Bezugsfläche bei gleichmässiger Verteilung aller Geschossflächen bebaut wäre. Die Bezugsfläche ist definiert als Gesamtläche des untersuchten Gebietes, sie ist relativ und abhängig von der Einbeziehung von zB umschliessenden Strassenflächen etc.

Literatur, verwendete und zitierte: Bahrdt, Hans Paul. Die moderne Großstadt.Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961.* Salm, Edgar. Urbanität. In: Erneuerung unserer Städte: 11. Hauptversammlung des Deutschen Städtetages.Stuttgart / Köln: Kohlhammer 1960. 9~34. * Wirth, Louis.Urbanität als Lebensform. In:Herlyn, U. (Hrsg.).Stadt- und Sozialstruktur. München:Nymphenburger 1974. 42~66.* Bobek Lichtenberger.Wien.Verlag Böhlau / Graz-Köln 1978 * Kleindienst, G.Bebauungsformen und ihre städetebaulichen Kennwerte an Hand von Wiener Beispielen. Band 16.Magistrat der Stadt Wien, 1985 * Auszüge aus Wien wächst / Beirat für die Stadtentwicklungsbereiche / Wien / Magistratsdirektion. * Eigene Erhebungen zur Dichte. 1997.